Nachdem die Stadtverordneten Johannes Kunze zum Oberbrandmeister gewählt hatten, leitete dieser nun die Freiwillige Feuerwehr. Im Vorjahr war im Land Thüringen das neue Feuerlösch- und Katastrophenschutzgesetz in Kraft getreten. Aufgrund der darin festgelegten Altersgrenze für den aktiven Dienst hatte der bisherige Wehrführer Anton Weihmüller seinen Abschied erbeten und "Hans" Kunze als Nachfolger vorgeschlagen. Letzterer fungierte auch als Vorsitzender der im Dezember gebildeten Brandschutzkommission, zu deren Aufgaben Brandschutzkontrollen in Betrieben zählten.
Die Freiwillige Feuerwehr ging in die Verwaltung des Landes über, sodass die Stadt nun keine Ausgaben mehr für sie leisten durfte. Dies galt auch für die Verpflegung der 15 Mann starken Brandwache nach dem Großbrand am 20.05.1949 bei der Holzhandlung Schröder. Da sich andere Stellen ebenfalls nicht zuständig sahen, erklärte sich die Volkspolizei bereit, die Kosten für Brot und Wurst zu übernehmen. Für Unmut sorgte ein durch die Polizei verfasster Zeitungsartikel, in dem der Bürgermeister dafür kritisiert wurde, dass er die Rechnung nicht aus städtischen Mitteln gezahlt hatte.
Als erstes für die gesamte DDR geltendes Brandschutzgesetz trat das Gesetz zum Schutze vor Brandgefahren vom 18.01.1956 in Kraft. In der Folge kam es 1957 in Heiligenstadt zur Auflösung des Kommandos Feuerwehr der Volkspolizei, einer Art Berufsfeuerwehr. Da sich nun keine Einsatzgruppe mehr in ständiger Bereitschaft befand, übernahm die Freiwillige Feuerwehr wieder vollständig den Einsatzdienst. Sie unterstand von da an der Abteilung Feuerwehr des Volkspolizeikreisamtes sowie dem Rat der Stadt und dem Rat des Kreises. Dieses Unterstellungsverhältnis blieb im Prinzip bis zum Ende der DDR erhalten.
Mit Übernahme der Brandeinsätze durch die Freiwillige Feuerwehr wurde gleichzeitig eine Brandsicherheitsgruppe gebildet. 1958 war die Ausbildung dieser Gruppe abgeschlossen. Ihre Aufgaben bestanden darin, Kontrollen durchzuführen und die Bevölkerung aufzuklären. Jährlich wurden nun Brandschutzkontrollen in Wohnstätten und später auch in Betrieben durchgeführt. Bis 1989 war der vorbeugende Brandschutz wichtiger Bestandteil der Arbeit der Feuerwehr Heiligenstadt.
Durch stundenlang anhaltende Regenfälle flossen in Heiligenstadt Geislede und Leine über ihre Ufer. Ab 7 Uhr überflutete das Hochwasser einen Teil der Papierfabrik, strömte durch die Dingelstädter Straße sowie die Bahnhofstraße und setzte einen Teil der Aue und des Heinrich-Heine-Parks unter Wasser. Erst gegen Mittag ging das Wasser zurück. Da der übrige Kreis ebenfalls betroffen war, trat die Katastrophen-Kommission zusammen. Vom Rat des Kreises aus wurden die Hilfsmaßnahmen koordiniert. Auch die Feuerwehr Heiligenstadt beteiligte sich an der Beseitigung der Schäden.
Zum ersten Kreistreffen der Freiwilligen Feuerwehren nach 1945 kamen zwischen 500 und 600 Kameraden nach Heiligenstadt. Dabei hatten sie Gelegenheit, sich in Wettkämpfen zu messen. Die Heiligenstädter Wehr belegte sowohl beim Staffellauf als auch bei der Schnelligkeitsübung Platz 1. Es fand eine Großeinsatzübung statt und Katastrophen-Bauzüge der Freiwilligen Feuerwehr demonstrierten den Bau einer Notbrücke sowie eines Notsteges. Bei einem Festzug durch die Stadt säumten zahlreiche Zuschauer die Straße.
Mit der feierlichen Übergabe des LF 16 auf IFA S 4000-1 verfügte die Feuerwehr über ein modernes Löschfahrzeug, das einen Wert von 60.000 DM hatte. Die Grundsteinlegung für die zur Unterbringung des Fahrzeuges benötigte Garage erfolgte am 18.08.1961.
Durch Stromausfall in der Stadt erlosch auch im Krankenhaus, wo gerade eine Operation stattfand, das Licht. Um den Eingriff beenden zu können, wurde ein Notstromaggregat gestartet, das sich im Keller direkt unter dem OP befand. Unbemerkt geriet dieses in Brand. Im selben Raum lagerten hochentzündlicher Äther sowie zwei Flaschen Lachgas. Gegen 21 Uhr kam es dort schließlich zu einer Explosion. Wegen des Stromausfalls konnten die Sirenen nicht in Betrieb gesetzt werden. Daher musste der im Gerätehaus wohnende Hermann-Josef Anhalt die Kameraden mit dem Martinhorn des LF 16 alarmieren. Als die Feuerwehr eintraf, erschütterten zwei weitere Explosionen den Kellerraum. Rauch drang über den Fahrstuhlschacht in die oberen Etagen. Während ein Trupp von außen mit Schaum löschte, gingen zwei weitere Trupps zur Brandbekämpfung unter Atemschutz in den Keller vor. Derweil halfen weitere Einsatzkräfte und einige zur Hilfeleistung verpflichtete Bürger bei der Evakuierung der Patienten. Um 23 Uhr verließ das letzte Löschfahrzeug die Einsatzstelle, drei Kameraden übernahmen die Brandwache.
Mit einem Festwochenende beging die Feuerwehr Heiligenstadt am 5. und 6. Juni ihr 100-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig fand ein Kreistreffen statt, an dem über 400 Feuerwehrmänner teilnahmen. Höhepunkt war ein großer Festumzug am Sonntag, bei dem unter anderem die Entwicklung der Feuerwehr dargestellt wurde. Eine Ausstellung im Rathaus, Schauübungen sowie Tanzveranstaltungen bildeten den Rahmen für die 100-Jahr-Feier.
Am 27.11.1964 erhielt die Feuerwehr ein Tanklöschfahrzeug TLF 16 auf IFA S 4000-1. Im selben Monat bildete sich eine 11 Mitglieder starke Frauenlöschgruppe, welche ab April 1965 bei den Brandschutzkontrollen mitwirkte.
Der Kamerad Hermann-Josef Anhalt wurde zum hauptamtlichen Kreisgerätwart berufen. Zuvor war er acht Jahre lang als Gerätewart der Stadt tätig.
Bei einem Großbrand in einem holzverarbeitenden Betrieb in der Schlaggasse wurden der Dachstuhl des Wohnhauses und die Werkstatt stark in Mitleidenschaft gezogen. Von dem Schadenfeuer war der Feuerwehrkamerad Otto Stitz betroffen.
Im April wurde der 39-jährige Brandmeister Andreas Wand Wehrleiter. Er stand 21 Jahre lang an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt. Unter Leitung von Unterbrandmeister Franz Wand kam es im September zur Gründung der AG "Junge Brandschutzhelfer". Formell war diese Arbeitsgemeinschaft der Schule angegliedert und damit keine Einrichtung der Feuerwehr. Dennoch übernahmen Kameraden die Betreuung und leisteten dadurch wichtige Nachwuchsarbeit.
Das Gesetz über den Brandschutz vom 19.12.1974 trat in Kraft. Es regelte unter anderem Aufgaben und Befugnisse der Feuerwehren und behielt bis zum Ende der DDR Gültigkeit.
Noch im gleichen Jahr wurden der Freiwilligen Feuerwehr 26 Funkalarmempfänger zugeteilt. Konnten die Kameraden im Einsatzfall bisher nur mittels Sirenen verständigt werden, gab es nun eine weitere Alarmierungsmöglichkeit. Nachdem nur noch zwölf dieser Alarmempfänger bedingt einsatzbereit waren, erhielt die Feuerwehr Heiligenstadt im März 1988 zunächst neun modernere Empfangsgeräte.
Die Feuerwehr erhielt ein Löschfahrzeug LF 16, ihr erstes Fahrzeug auf IFA W 50. Ab 1991 war es für einige Jahre bei der Feuerwehr Heuthen im Dienst. Im Februar 1999 stellte die Stadt das LF 16 der UNO für den Aufbau des Kosovo-Schutzkorps zu Verfügung.
Als am Nachmittag die Sirenen in der Stadt heulten, stand bereits eine schwarze Rauchwolke über der Dingelstädter Straße. Meterhoch schlugen die Flammen aus dem Dachgebälk des 1918 erbauten Kornhauses. Begünstigt durch die Holzbauweise sowie die eingelagerten 400 Tonnen an Getreide und Ölfrüchten breitete sich das Feuer rasant aus. Ein Mitarbeiter erlitt eine Rauchvergiftung. Bei der aufwändigen Brandbekämpfung bekam die mit allen drei Löschfahrzeugen ausgerückte Heiligenstädter Wehr Unterstützung durch die Kameraden aus Westhausen.
Es erfolgte die Anerkennung als Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr. Der in diesem Jahr erstmals vergebene Titel wurde bis 1989 mehrfach verteidigt. Ebenfalls 1979 erhielten die Betriebsfeuerwehren des VEB Solidor und des Eichsfelder Bekleidungswerkes diese Auszeichnung. Bis zur Wende bestanden in Heiligenstadt neben der örtlichen auch mehrere eigenständige betriebliche Freiwillige Feuerwehren.
Der Rat des Kreises übergab ein Tanklöschfahrzeug TLF 16 vom Typ W 50 LA und einen Ventilatoranhänger an die Freiwillige Feuerwehr. Das im Vorjahr gelieferte Fahrzeug ersetzte das TLF auf S 4000-1, das später einer anderen Wehr zur Verfügung gestellt wurde.
Starke Gewitter mit Niederschlägen bis zu 69 Liter pro Quadratmeter ließen die Pegel der Flüsse extrem stark ansteigen. Im Bereich des Heiligenstädter Freibades wurden 2,40 Meter über dem Normalstand der Leine gemessen. Das schlimmste Hochwasser seit 25 Jahren traf die Stadt und den Kreis. In Heiligenstadt waren unter anderem der Heinrich-Heine-Park, der Schulhof der Erweiterten Oberschule in der heutigen Bahnhofstraße sowie die Betriebe des Leinehofes überflutet. Im Vogelwäldchen riss die Flut eine Fußgängerbrücke mit sich. Die Katastrophenkommission des Kreises trat zusammen. Ab 1.30 Uhr war die Feuerwehr Heiligenstadt im Einsatz. Mit drei Fahrzeugen beteiligte sie sich bis um 21.30 Uhr des nächsten Tages an der Beseitigung der Unwetterschäden.
Ein Schlauchkraftwagen SKW 14, Baujahr 1957, wurde vom Kommando Feuerwehr in Eisenach übernommen. Das Fahrzeug hatte 1.400 Meter B-Schlauch an Bord. Zu seiner letzten Fahrt brach der SKW am 17.06.2000 nach Leinefelde auf. Ein Motorschaden bedeutete das Aus für das Traditionsfahrzeug.
Erstmals kam die Feuerwehr Heiligenstadt in den Besitz einer Drehleiter. Die aus dem Jahr 1978 stammende DL 30 wurde vom Kommando Feuerwehr in Weimar übernommen. Da in der Ratsgasse kein Stellplatz für das Fahrzeug frei war, konnte sie erst nach Fertigstellung des neuen Gerätehauses am Busbahnhof für Einsätze genutzt werden.
Bei einem durch Kinder verursachten Scheunenbrand auf dem Gelände des Hospitals Zum Heiligen Geist entstand hoher Sachschaden. Ein Kamerad verletzte sich während der Löscharbeiten, an denen auch die Wehren aus Siemerode und Westhausen beteiligt waren.
Der Rat der Stadt trug dem gestiegenen Aufwand für die Wartung und Pflege der Einsatztechnik Rechnung und stellte den Kameraden Heinz Anhalt als Gerätewart ein. Bereits 1980 hatte Wehrleiter Andreas Wand die Schaffung einer hauptamtlichen Gerätewartstelle in seinem Rechenschaftsbericht vorgeschlagen. So sollten die Ehrenamtlichen entlastet und mehr Zeit für die Ausbildung gewonnen werden. Ende 1986 verfügte die Heiligenstädter Wehr über eine Drehleiter DL 30, ein Löschfahrzeug LF 16, einen Schlauchwagen SKW 14, ein Tanklöschfahrzeug TLF 16 sowie fünf Spezialanhänger.
Schon in den 1970er Jahren zeigte sich, dass der Platz am Standort in der Ratsgasse kaum noch ausreicht. Zunehmend verschlechterte sich der bauliche Zustand der Gebäude. Doch erst Jahre später, im Januar 1984, fiel der Startschuss für den Bau einer neuen Feuerwache am Busbahnhof. Trotz tatkräftiger Unterstützung durch die Kameraden dauerten die Bauarbeiten über drei Jahre. In den letzten Junitagen 1987 konnte die Feuerwehr ihr neues Gerätehaus in der Schillerstraße beziehen. Damit einher ging eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Neben einer Fahrzeughalle mit sechs Stellplätzen verfügte der Komplex über Werkstatt und Lagerräume sowie über einen Sozial- und Verwaltungstrakt, in dem auch die Abteilung Feuerwehr des Volkspolizeikreisamtes untergebracht war.
Der Rat des Bezirkes übergab ein neues TLF 16 GMK an die Feuerwehr. Es wurde mit einer weißen "Bauchbinde" für bessere Erkennbarkeit im Straßenverkehr geliefert. 1989 erhielten auch die DL 30 und das LF 16 diese vorgeschriebene Markierung. Als letztes Fahrzeug der Feuerwehr Heiligenstadt aus DDR-Produktion war es bis 2012 im Dienst.
Auf eigenen Wunsch wurde Wehrleiter Andreas Wand von seiner Funktion entbunden. Bernhard Gremmer übernahm daraufhin die Leitung der Wehr. Seine Ernennung erfolgte im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Heiligenstädter Feuerwehr. Das Jubiläum feierten die Kameraden mit einem Festwochenende. Ein Höhepunkt war der große Festumzug am Samstag mit historischer und moderner Feuerwehrtechnik. Zum Abschluss fand am Sonntag eine Schauübung am Kreiskulturhaus mit den Feuerwehren aus Siemerode und Westhausen sowie dem DRK statt.