TLZ-Artikel: Eine Feuerwehr-Dynastie

Heiligenstadt. (tlz) Ihr Leben ohne die Feuerwehr könnten sich Heinz und Annette Anhalt sowie Tochter Katrin und Sohn Peter aus Heiligenstadt gar nicht vorstellen. "Ob beim Frühstück oder Abendbrot - irgendwie kommt das Gespräch immer auch auf die Feuerwehr", sagt Heinz Anhalt. Und wird alarmiert, hält es keinen in den vier Wänden. Für die Anhalts ganz normal. Denn quasi Tür an Tür lebt die Familie mit der Feuerwehrtechnik, hat sie doch ihre Wohnung im Feuerwehrzentrum in Heiligenstadt - mit prächtigem Blick auf die Stadt, vor allem aber nur wenige Schritte von den Löschfahrzeugen entfernt. Rückt die Heiligenstädter Wehr aus - in diesem Jahr schon zu 16 Einsätzen -, dann ist Heinz Anhalt erster Mann an der "Spritze". Ob Motor oder Getriebe des Mannschaftswagens, das Pumpsystem in den Löschfahrzeugen, die Füllstation für die Atemschutzflaschen der Atemschutzträger oder das komplizierte Innenleben des Drehleiterfahrzeugs, das er selbstredend auch bedienen kann - niemand von den Heiligenstädter Feuerwehrleuten kennt sich so gut wie er mit der Technik aus. Kein Wunder: Der 48-Jährige ist der Technik- und Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt. Seit 1975 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt, bekam er am 1. Oktober 1986 eine Festanstellung bei der Stadtverwaltung als Technikwart. Er wisse blind, wo bei jedem Fahrzeugteil die Schrauben sitzen, sei ein versierter Diagnostiker, der nicht lange brauche, um einen Fehler zu finden, lobt auch Wehrführer Ronald Wenisch. Heinz Anhalt winkt bei so viel Lob nur bescheiden ab: "Wenn man so viele Jahre wie ich mit der Technik zu tun hat, dann muss man das doch können", sagt er in seiner stets ruhigen und besonnenen Art, die die Feuerwehrleute an ihm so schätzen. Heinz Anhalt, so sagen sie, bringe nichts aus der Ruhe; er behalte stets den Überblick.

 

Seit Uropas Zeiten

 

Aber es ist nicht nur der Job, es ist Leidenschaft, mit der er und seine Familie an der Feuerwehr hängen. "Die Passion für die Feuerwehr wurde mir vom Vater doch schon mit in die Wiege gelegt", meint auch Sohn Peter nicht ohne Stolz, selbst in den Fußstapfen der Feuerwehr-Dynastie zu gehen. Sein Großvater Hermann-Josef Anhalt gehörte Jahrzehnte der Heiligenstädter Feuerwehr an und war zudem von 1963 bis 1975 Kreisgerätewart der Feuerwehr im damaligen Kreis Heiligenstadt. Sein Erbe trat gewissermaßen sein Sohn Heinz an und setzt damit eine noch längere Familientradition fort: Sein Opa war Kreisbrandinspektor, und sein Uropa gehörte zu den Mitgliedern der einstigen Turnerfeuerwehr, aus der sich die Freiwillige Feuerwehr Heiligenstadt gründete. Dass ihre Kinder auch einmal in der Feuerwehr mitarbeiten würden, war Heinz und Annette Anhalt schon vor deren Geburt klar. Die beiden - wie könnte es auch anders sein - lernten sich nicht wie die meisten junge Pärchen auf einer Tanzveranstaltung mit anschließendem romantischen Nachhauseweg kennen. "Es war eine Veranstaltung der Feuerwehr", verrät Annette, seit 1984 Feuerwehrfrau aus Passion. Dass ihre Kinder mit ihnen die Begeisterung für die Feuerwehr teilen, freut sie. Mit zehn Jahren kam der nun 20-jährige Peter zur Jugendfeuerwehr, seine Schwester Katrin war im Alter von zehn Jahren der Jugendgruppe beigetreten. "Wir sind mit der Feuerwehr aufgewachsen", erzählt die 22-Jährige, von Beruf Krankenschwester, die bei den Einsätzen an Eifer und Können den männlichen Einsatzkräften in nichts nachsteht.


"Schon in Ordnung"

 

Als Tochter Katrin ihren Freund mit nach Hause brachte, war die erste Frage ihres Vaters, wie er denn so zur Feuerwehr stehe. Eine mehr rhetorische Frage, hatte er doch von Katrin schon gehört, dass ihr Freund Andreas Mitglied beim THW Heiligenstadt und, was ihn für den Technikwart noch sympathischer machte, gelernter Kfz-Mechaniker sei. "Im THW - das ist schon in Ordnung", soll er ihm am ersten Abend gesagt haben. Erstmals ein Auge füreinander hatten Katrin Anhalt und Andreas Haase vor zwei Jahren beim Ibergrennen, wo sie für die Feuerwehr und er für das THW die Strecken mit absicherte. Und beim Landesjugendzeltlager im Oktober 2005 fanden ihre Herzen zueinander. So schließe sich der Kreis, meint Heinz Anhalt, zuversichtlich, dass auch die Enkelkinder einmal den Weg zu Feuerwehr oder THW finden werden. "Am besten wäre natürlich die Feuerwehr", denkt er dabei eben an die Familientradition. Ach ja, und der "Feuerwehr-Clan" der Anhalts ist weiter gewachsen - durch Peters Freundin Jennifer. Bei ihr brauchte Vater Heinz freilich nicht nachfragen, was sie von der Feuerwehr halte, kennt er sie doch seit Jahren als Mitglied der Heiligenstädter Jugendfeuerwehr.

In einer erstaunlichen Feuerwehrlinie stehen die Anhalts. Der Technikwart aber meint, es gebe doch viele Familien im Eichsfeld mit ausgeprägter Verwurzelung zur Feuerwehr. Und da denkt er für die Heiligenstädter Wehr unter anderem an die Familien Pysall, Schilling, Hey und Wand, die das Banner der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt seit Jahrzehnten hochhalten und deren Geschichte bis heute mitschreiben.

13.02.2008   Von Ernst Beck



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