Großbrand im ehemaligen Sägewerk am 23.11.2006

Brandwache am 24.11.2006

Nachlöscharbeiten am 25.11.2006

Nachlöscharbeiten am 28.11.2006

TLZ: Gewaltige Feuerwalze

Heiligenstadt. (tlz) Was die Heiligenstädter Feuerwehrleute schon immer befürchtet hatten - am Donnerstagabend wurde es bittere Wirklichkeit: das alte Sägewerk im Grunde - nicht mehr in Betrieb, aber genutzt u.a. von einem Sanierungsfachbetrieb und einer Zimmerei - brannte auf ganzer Länge lichterloh. Ein fehlerhaft montiertes Kaminrohr hatte den verheerenden Brand ausgelöst, fand gestern die Kripo Nordhausen heraus. Der Sachschaden: 150 000 Euro. Das Feuer loderte bis in die Morgenstunden. Anfangs standen die Flammen fast zehn Meter hoch. Zehn Explosionen durch Gasflaschen erschütterten zeitversetzt die Nacht und trieben das Feuer auseinander. Trotz des Einsatzes von sieben Wehren brannte das nur etwa fünf Meter von der Bahnstrecke Halle-Kassel entfernte Sägewerk fast völlig nieder. Für zweieinhalb Stunden kam der Bahnverkehr auf der Strecke Eichenberg/Göttingen-Leinefelde zum Erliegen, um die Löscharbeiten nicht zu gefährden. Lediglich eine Regionalbahn von Eichenberg nach Leinefelde, die letzte für diesen Tag, musste im Bahnhof Eichenberg bleiben. Während des Brandes hielt sich niemand in dem alten Sägewerk auf. Personen kamen nicht zu Schaden. 150 Feuerwehrleute kämpfen gegen das Flammenmeer an.

Alarmiert um 21.28 Uhr, waren die Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt um 21.41 Uhr vor Ort. Alexander Döring war einer der ersten am Sägewerk, hatte sofort die Rettungsleitstelle alarmiert. Die ging zunächst von einem Kaminbrand aus. "Das ganze Objekt stand gehüllt in eine riesige Qualmwolke, als wir ankamen", erzählte Wehrführer Ronald Wenisch. Zwei Atemschutzträger, von vier Feuerwehrleuten gesichert, rückten ins Objekt vor, während an anderer Stelle drei Feuerwehrmänner noch versuchten, einen Hund aus dem Sägewerk zu befreien. Es gelang ihnen nicht, das Tier starb in den Flammen.

Als ahnte er die aufkommende Gefahr, ließ Stadtbrandinspektor Bernhard Gremmer die Einsatzkräfte aus dem Sägewerk zurückziehen und über Funk sofort die Bahnstrecke sperren. Kaum hatten die Feuerwehrleute das Gebäude verlassen, schlug Wind plötzlich in den Westgiebel und entfachte den dort sich wohl zuerst entwickelten Brand zu einer Feuerwalze, die durch das alte Sägewerke schoss und das gesamte Gebäude blitzartig in Flammen setzte.

"Da war nichts mehr zu halten", so Gremmer, der die Einsatzleitung hatte. Sofort forderte er Unterstützung an: weitere Feuerwehren, Rettungsdienst, Polizei. Und dann dies: Aus den Hydranten, im Zuge des Straßenbaus erneuert, kam zu wenig Wasser. Während die 10 000 Liter vom Tankwagen der Feuerwehr Heiligenstadt aus eingesetzt wurden, bauten Einsatzkräfte die Wasserversorgung von der etwa 600 Meter entfernten Leine auf. Inzwischen trafen die aus der Nachbarschaft zu Hilfe gerufenen Stützpunktfeuerwehren Leinefelde, Worbis und Dingelstädt, die Feuerwehr Uder, die Ortsfeuerwehren aus Rengelrode und Kalteneber ein. Gott sei Dank konnten die Wehren auch auf die gefüllte Zisterne des etwa 300 Meter entfernten Reißverschlusswerkes zugreifen. Von allen vier Seiten wurden nun Löschangriffe vorgetragen. Immer wieder schlugen aus dem Flammenmeer Explosionen durch. Durch die Wucht flogen brennende Holzlatten meterweit durch die Luft.

Die drei dem Sägewerk am nächsten liegenden Wohnhäuser wurden vorsorglich evakuiert; die Bewohner brachten sich bei Nachbarn in Sicherheit. Während sich dutzende Wasserrohre aufs Gebäude richteten, galt höchste Sorge dem wenige Meter entfernten Sägespänelager. Die Zuleitungen wurden gekühlt, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Angespannt kämpften sich die Löschtrupps weiter vor - über Drehleitern und von allen Seiten mit Wasser und Löschschaum, Sicherheitsabstand haltend, da noch Gasflaschen oder Altlasten im Objekt vermutet wurden. Immer wieder schlugen ihnen nach explodierten Gasflaschen Feuerwände entgegen. 3.10 Uhr: Brand gelöscht und um 0.01 Uhr war das Feuer unter Kontrolle, den Feuerwehrleuten stand die Erschöpfung im Gesicht geschrieben. Die Nachbarwehren konnten abrücken. Um 3.10 Uhr war das Feuer gelöscht. Ab 0.13 Uhr rollten aber wieder Züge. Weil auf der Bahnstrecke gebaut wurde, somit ohnehin weniger Güterzüge fuhren, kam es nicht zu großen Beeinträchtigungen.

"Gut gemacht, Kameraden", dankte Gremmer mit Handschlag den Wehrführern der anderen Wehren und deren Teams. Dank kam vor Ort auch von der Ersten Beigeordneten der Stadt Heiligenstadt, Ute Althaus, für die "professionelle Arbeit der Wehren". Bis 7.30 Uhr war die Heiligenstädter Feuerwehr noch mit komplettem Einsatzstab vor Ort, stellte bis in den Vormittag die Brandwache. Gegen Mittag zogen die neun mit Restlöscharbeiten beschäftigten Kameraden aus Heiligenstadt ab. Doch gegen 16.30 Uhr wurde die Wehr abermals gerufen. Der Brand war vereinzelt aufgelodert. Die letzten Glutnester wurden abgelöscht. Thomas Fleischhauer von der städtischen Verkehrsbehörde rät Autofahrern, den Bereich der Brandstelle zu meiden. Noch an diesem Samstag werde es am Rengelröder Weg zu Behinderungen kommen.

Gremmer sprach von dem größten Brand in Heiligenstadt der letzten 30 Jahre, abgesehen vom Kornhausbrand am 18. August 1978, wo 400 Tonnen Getreide und Ölfrüchte ein Raub der Flammen wurden. Weitere Bilder unter: www.tlz.de/heiligenstadt

24.11.2006   Von Ernst Beck und Christian Thiele
aus: Thüringische Landeszeitung (25.11.2006)

TA: Größtes Feuer seit Jahrzehnten

HEILIGENSTADT. Der größte Brand seit Jahrzehnten in Heiligenstadt hielt in der Nacht zu gestern die Kameraden von sieben Feuerwehren in Atem. Das alte Sägewerk am Rengelröder Weg stand in Flammen. Bewohner der angrenzenden Häuser wurden evakuiert. Aus Sicherheitsgründen und um die Wasserzufuhr zu sichern, wurde der Bahnverkehr in unmittelbarer Nachbarschaft für zwei Stunden eingestellt. Das Feuer, dessen Ursache laut Polizei ein fehlerhaft montiertes Kaminrohr war, richtete einen Schaden von rund 150 000 Euro an. Personen wurden nicht verletzt.

Wie jeden Donnerstag hatten sich die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt zum Dienstabend versammelt, die Einsatzkräfte waren gerade von der Ausbildung zurück, als um 21.30 Uhr am Donnerstagabend die Alarmglocken schrillten. Feuer im alten Sägewerk. Keine zwei Minuten dauerte es, da war der komplette Löschzug unterwegs, sagt Roland Wenisch. Starker Rauch schlug den Floriansjüngern entgegen. "Ein schlechtes Zeichen, das deutet auf Gefahren hin", so der Wehrleiter gegenüber TA.

Die Einsatzkräfte wollten den Brand löschen, doch innerhalb von Sekunden stand alles in Flammen. Der Rauch hatte "durchgezündet". Der starke Westwind tat sein Übriges. Das alte trockene Holzdach brannte nun ebenfalls. Alles stand lichterloh in Flammen. Zuerst wurde versucht, den Schaden zu begrenzen, denn in dem alten Sägewerk haben zwei mittelständische Unternehmen ihren Sitz, direkt daneben befinden sich ein Spänesilo sowie ein Wohn- und Geschäftshaus. Insgesamt sieben Wehren - Heiligenstadt, Kalteneber, Rengelrode, Uder, Leinefelde, Worbis und Dingelstädt - waren mit zusammen rund 100 Mann im Einsatz. Alarmiert worden waren die Feuerwehren der Nachbarstädte, weil sie große Tanklöschfahrzeuge mit einem Fassungsvermögen von 5000 Litern besitzen, denn die Wasserversorgung im Bereich Rengelröder Weg ist schlecht. Aufgebaut wurde zudem eine Wasserversorgung von der Leine her, erst über, dann unter den Bahngleisen. Aus diesem Grund und wegen Sicherheitsbedenken, so Wenisch, wurde auch der Zugverkehr eingestellt. Zumal sich herausstellte, dass in dem alten Sägewerk brennbare Stoffe, unter anderem Diesel und Gasflaschen, lagerten. Es ereigneten sich zahlreiche Explosionen, die fast in der ganzen Stadt zu hören waren.

Dass Bewohner der angrenzenden Häuser evakuiert wurden, war laut Wehrleiter eine weitere Sicherheitsmaßnahme. Und bis gestern Nachmittag musste die Heiligenstädter Wehr immer wieder Restlöschungen vornehmen.

Neben Pächter Torsten Schubert hatten zwei Trockenbauunternehmen im alten Sägewerk ihren Sitz. Da das Gebäude fast völlig niederbrannte, ist ihnen nach Angaben von Schubert, der im Gebäude auch eingemietet war, nichts geblieben. Dass es bis gestern Nachmittag von Seiten der Stadt kein Hilfsangebot gab, findet er traurig. Gut hingegen hat die Zusammenarbeit zwischen den sieben Feuerwehren, der Bahn und den Energieversorgern geklappt, sagt der Heiligenstädter Wehrleiter Ronald Wenisch nach dem größten Einsatz seit Jahrzehnten.

Sigrid ASCHOFF, Silvana TISMER  24.11.2006
aus: Thüringer Allgemeine (25.11.2006)



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